18.10.23
Wieder vermehrt Trickbetrug und Schockanrufe
Region - Es ist Abends und das Telefon klingelt. Am anderen Ende der Leitung spricht ein Polizist, der sagt, in der Nachbarschaft sei eingebrochen worden. Am Tatort sei ein Zettel mit Ihrer Adresse gefunden worden – und nun will der Polizist von Ihnen wissen, welche Wertgegenstände Sie bei sich im Haus haben. Denn diese müssten nun überprüft werden.
Dieser Fall ereignete sich vor ein paar Tagen im Bereich Obing. Nur, dass es sich bei dem Anrufer um keinen Polizisten, sondern um einen Betrüger handelt. Das ist nur ein Beispiel, wie solch eine Masche abläuft. Denn davon gibt es viele.
Solche und ähnliche Maschen beschäftigen die Polizei seit einigen Jahren vermehrt. Wir haben uns deshalb mit Karl-Heinz Busch getroffen. Er ist Präventionsbeamter der Kriminalpolizei Traunstein und ist für die Landkreise Traunstein und Berchtesgadener Land zuständig. Aus seiner Erfahrung kennt er die Maschen der Betrüger ganz genau.
Wie er uns erklärt hat, sind es in letzter Zeit vor allem Schockanrufe, die viele Menschen und die Polizei beschäftigen. Dabei werden Menschen angerufen – der Anrufer gibt sich auch hier in der Regel als Polizist aus. Im Hintergrund schreit jemand: „Mama, Papa! Ich will nicht ins Gefängnis!“ Und dann erklärt der Anrufer, das Kind hätte einen Autounfall verursacht – und könne jetzt nur gegen Kaution aus dem Gefängnis. Das Geld soll dann in der Regel von einer anderen Person abgeholt werden. Klar, die Masche funktioniert nur, wenn das Opfer des Anrufs wirklich Kinder hat – doch darauf spekulieren die Betrüger. Denn die Anrufe laufen über Call-Center. Mehrere Dutzend Menschen werden zeitgleich angerufen – und bei manchen funktioniert die Masche dann auch.
Die Täter versetzen ihre Opfer durch solche Anrufe gezielt unter Schock – und das verhindert nicht zuletzt, dass die Opfer das Gesagte hinterfragen oder gar daran denken, dass es sich bei diesem Anruf um einen Schockanruf handelt. Ähnlich funktioniert auch der Enkeltrick: Hier sind es vor allem Ältere Menschen, die zum Opfer werden. Busch sagt aber auch, dass die Betrüger bei der Erfindung neuer Maschen sehr kreativ seien. Und das macht die Aufklärung für die Polizei schwierig. Wenn die Polizei dann mit Opfern dieser Maschen spricht, sagen diese ganz oft, dass sie vorher darüber Bescheid gewusst hätten. In dem Moment hätten sie aber gar nicht daran gedacht – nicht zuletzt, weil die Betrüger sie gezielt geschockt hätten.
Aber was tun bei einem solchen Anruf? Busch rät ganz klar: Legen Sie auf, und rufen Sie bei einem Schockanruf ihr Kind – das angeblich bei der Polizei ist – an. Wenn Sie sich nicht sicher sind, können Sie auch direkt bei der nächsten Polizeidienststelle anrufen und nachfragen, ob es im Moment wirklich einen Vorfall gibt. Sei es ein Autounfall oder auch wie oben beschrieben die angebliche Warnung vor Einbrüchen. Und generell rät Busch dazu, niemals persönliche Informationen oder Informationen über Wertgegenstände am Telefon zu verraten – außer Sie sind sich absolut sicher, dass Sie wirklich mit der Polizei telefonieren.
⇒ Wenn Sie seltsame Anrufe erhalten haben - melden Sie es am Besten an die nächste Polizeidienststelle. Die kann dann bei Bedarf andere davor warnen, auf Betrugsmaschen hereinzufallen.
Es gibt auch viele Vorträge und Informationsveranstaltungen zu diesem Thema. Außerdem gibt es Aufdrucke zum Beispiel auf Briefumschlägen oder Bäckertüten bei uns in der Region.
Hier finden Sie alle weiteren Informationen zum Schutz vor Trickbetrug.