04.12.19
So verschuldet ist die Region
Landkreis Traunstein/Landkreis Berchtesgadener Land - Zum ersten Mal seit fünf Jahren sind weniger Menschen in Deutschland überschuldet. Das Risiko der Überschuldung ist dennoch groß.
Wirtschaftsexperten von Creditreform haben den „Schuldneratlas 2019“ zusammengestellt. Und der zeigt, dass die Überschuldungsquote in der Region relativ gleichgeblieben ist. Im Berchtesgadener Land sind aktuell gut 6,5% der Menschen überschuldet, im Landkreis Traunstein knapp 6%.
Experten warnen aber davor, dass die Überschuldung zunehmen wird; als Hauptgrund sehen sie steigende Mieten und eine schwächelnde Wirtschaft. Besonders gefährdet sind ältere Menschen wegen kleiner Renten – junge Menschen sind weniger überschuldet als vor ein paar Jahren wegen der niedrigen Arbeitslosigkeit. Als überschuldet gilt, wer keine Chance hat Schulden planmäßig an die Bank zurückzuzahlen.
Woher kommt der Unterschied in den Landkreisen?
Hohe Mieten und eine schwächelnde Wirtschaft sind die Hauptgründe, warum sich Menschen überschulden. Das Risiko für Überschuldung wird in den nächsten Jahren zunehmen, warnen Experten im „Schuldneratlas 2019“. Die Region steht stabil da, sagt Helmut Grundner von der Sparkasse Berchtesgadener Land. Er betont, dass die Überschuldungsquote in der Region deutlich geringer sei als im Bund. Grund dafür sei auch ein starker Mittelstand in der Region.
Die Überschuldungsquote im Landkreis Traunstein ist nicht deutlich niedriger, so Grundner. Traunstein habe Vorteile wegen der Unternehmen, die im Landkreis angesiedelt seien, insbesondere rund um Trostberg und Traunreut. Aber auch das Berchtesgadener Land müsse sich nicht sorgen und sei stark aufgestellt, ebenso wegen einem starken Mittelstand beispielsweise rund um Freilassing.
Was ist Überschuldung?
Wer Schulden aufnimmt um beispielsweise zu investieren gilt als "verschuldet". Nach einem vereinbarten Plan mit der Bank werden die Schulden in regelmäßigen Abständen getilgt. Wer seine Schulden nicht mehr planmäßig zurückzahlen kann, der gilt als „überschuldet“.
Experten warnen vorm steigenden Risiko der Überschuldung wegen schwächelnder Wirtschaft und hoher Mieten in der Zukunft. Aber auch die Bereitschaft zur Überschuldung sei gestiegen. Das kann auch Katharina Moderegger von den regionalen VR-Banken im BAYERNWELLE-Interview bestätigen: "In der aktuellen Situation ist die Schuldenbereitschaft ziemlich hoch. Das liegt daran, dass die Zinsen so niedrig sind." Es sei leichter Schulden zu machen als sein Geld zinslos aufs Konto zu legen, so Moderegger weiter.
Darüber hinaus würden über die Hälfte der Konsumausgaben nur gemacht, weil es dafür eine günstige Finanzierung gebe, sagt Helmut Grunder von der Sparkasse Berchtesgadener Land. Besonders gefährdet für Überschuldung werden in der Zukunft ältere Menschen wegen kleiner Renten sein.
So sieht es in Deutschland aus
Im deutschlandweiten Vergleich zeigt sich klar: Bayern und Baden-Württemberg stehen stabil da. Finanzexperten der Region sprechen von einem Nord-Süd-Gefälle. Die Verschuldungsquote sei deutlich geringer als im Bund. Das Ruhrgebiet, Sachsen-Anhalt und Berlin seien hingegen besorgniserregend, so Helmut Grundner von der Sparkasse Berchtesgadener Land im BAYERNWELLE-Interview. Schlusslicht in ganz Deutschland ist Bremerhaven. Dort sind rund 22% der Menschen überschuldet.
Ost- und Westdeutschland haben sich in den vergangenen Jahren unterschiedlich entwickelt. Während seit 2004 die Überschuldungsquote in den östlichen Bundesländern zurückgegangen ist, ist sie in den westlichen Bundesländern gestiegen.