04.11.19
So steht die Region zu Impfungen
Landkreis Berchtesgadener Land/Landkreis Traunstein - Damit der Schutz vor gefährlichen Krankheiten in Deutschland gegeben ist, empfehlen Ärzte und Fachleute eine Impfquote von 95%. Aktuell wird sie in Deutschland nicht erreicht – auch nicht in den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land.
Die Gesundheitsämter prüfen regelmäßig die Impfbücher von Kindergartenkindern vor der Einschulung und dann noch einmal in der sechsten Jahrgangsstufe. Bei Erstimpfungen sind Raten oftmals noch sehr hoch, danach fallen die Kurven ab. Das hat verschiedene Gründe, sagt Wolfgang Krämer vom Gesundheitsamt in Traunstein im BAYERNWELLE-Interview; oftmals werden die Impfungen zur Auffrischung einfach verbummelt. Aus diesem Grund sieht Krämer die Aufklärungs- und Beratungsgespräche mit Ärzten und Fachleuten als sehr wichtig.
Ein Fan der Impfpflicht in Deutschland, wie sie Gesundheitsminister Jens Spahn von der CDU für die Masern einführen möchte, ist er nicht. "Überzeugen statt Zwangsmaßnahmen aufbrummen", sagt Wolfgang Krämer im BAYERNWELLE-Interview. Viele Impfgegner gebe es nicht, die Gegner würden sich nur mehr Gehör verschaffen, so Krämer. Wer beim Impfen seiner Kinder unsicher ist, der bekomme jederzeit Hilfe von Ärzten und auch von den Gesundheitsämtern in Traunstein oder Bad Reichenhall.
Wie steht die Region zum Impfen?
Im aktuellen Gesundheitsreport wird deutlich, dass das oberbayerische Voralpenland beim Impfen teils hinterher hinkt. Woran das liege kann Krämer nur mutmaßen. Vielleicht kritischer, vielleicht vergesslicher, sagt der Leiter des Traunsteiner Gesundheitsamtes im BAYERNWELLE-Interview. Auch explizit in den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land werden die empfohlenen Impfquoten von 95% nicht erreicht.
Beispielsweise bei Masern liegt die Region unterhalb der empfohlenen 95%. Im Berchtesgadener Land haben, nach aktuellen Zahlen, knapp 91% einen vollständigen Impfschutz; im Landkreis Traunstein lediglich gut 85%.
Bei Polio, besser bekannt unter Kinderlähmung, sind die Quoten etwas höher. Im Landkreis Berchtesgadener Land liegen die Impfungen gegen Kinderlähmung bei 95,1%; im Landkreis Traunstein bei 92,4%. Obwohl es Krankheiten wie Polio in Deutschland nicht mehr gibt ist es dennoch wichtig dagegen geimpft zu sein, betont Wolfgang Krämer. Bei den Reisetätigkeiten quer über den Globus kann es immer wieder passieren, dass längst "vergessene" Krankheiten wie Polio nach Deutschland gebracht werden; die Krankheit tritt aktuell weltweit nur rund 20 mal auf - in Afghanistan, Pakistan und Nigeria.
Übrigens: die Impfquote bei Migranten-Kinder bei uns in Bayern ist höher, als die der Kinder, die deutsche Muttersprachler sind!
Was es mit der Impfquote auf sich hat
Krankheiten, die als Wirt ausschließlich den Menschen haben können wirksam geimpft werden. Damit die Krankheiten "ausgerottet" werden können, ist eine sogenannte "Herdenimmunität" (auch bekannt als "Herdenschutz") notwendig. Die Impfquote dafür liegt bei 95%. Sind also 95% der Deutschen gegen eine gefährliche Krankheit geimpft, dann kann sie nicht mehr ausbrechen. So wiederum profitieren auch Kleinkinder, die noch zu jung sind für Impfungen, vom Herdenschutz und können nicht angesteckt werden.
Wolfgang Krämer, der Leiter des Gesundheitsamtes Traunstein appelliert im BAYERNWELLE-Interview an die Eltern:
"Es ist eine Verantwortung der eigenen Kinder gegenüber und den anderen gegenüber. Es kann auch die eigene Familie treffen (...) da kann man sehr froh sein, wenn andere die Verantwortung übernehmen, sodass auch mein eigenes Kind nicht krank wird."