07.01.25
"Schockanrufe": 1,4 Millionen Euro Schaden
Neue Strategie der Betrüger sorgt für steigende Fallzahlen
Region - In den letzten Wochen waren Betrüger mit Schockanrufen wieder besonders erfolgreich: 50.000 Euro erbeuteten sie in Bad Reichenhall, ein ähnlicher Schaden in Ainring und Traunstein. Auf BAYENRWELLE-Nachfrage bestätigt Karl-Heinz Busch von der Kriminalpolizei: Ja, dieses Jahr ist der Schaden durch Schockanrufe und Trickbetrug besonders hoch.
So ist durch Trickbetrug und Schockanrufe in diesem Jahr ein Schaden von 1,4 Millionen Euro entstanden - und das allein im südlichen Oberbayern. Dabei handelt es sich aber nur um die bekannten Fälle, also diejenigen, die bei der Polizei angezeigt wurden. Die Dunkelziffer sei Busch zufolge drei bis sechsmal höher. Besonders der August sticht dabei hervor: Hier haben die Betrüger 800.000 Euro erbeutet. Das könnte daran liegen, dass in der Urlaubszeit Angehörige, Nachbarn und die Familie im Urlaub sind - und die Senioren in vielen Fällen daheim sitzen. In dieser Zeit hätten sie nicht so einfach die Möglichkeit, jemanden anzurufen und nachzufragen. Außerdem sind Senioren durch das Alleinesein von Haus aus verunsicherter - und gehen den Betrügern so leichter ins Netz.
Doch warum waren die Betrüger mit ihren Maschen in diesem Jahr so erfolgreich? Das liegt laut Busch daran, dass sie sich neu aufgestellt haben: Sie rufen nicht mehr konzentriert in einem Ort an, sondern vereinzelt in einem größeren Bereich. Dadurch steigen die Chancen, dass sie jemanden ans Telefon bekommen, der noch nichts von den Schockanrufen gehört hat, oder der noch nicht durch Nachbarn und Familienangehörige vor aktuellen Anrufen gewarnt wurde. Insofern zeigen die Informationskampagnen der Polizei Erfolg, die neue Strategie der Betrüger fordert nun aber auch die Polizei heraus, sich ebenfalls anzupassen.
Wo kommt das Geld der Opfer her? Hier zeige sich Busch zufolge auch eine Veränderung: Bankangestellte würden mittlerweile geschult und verhindern so oft, dass Senioren den Betrügern ins Netz gehen und wegen einer vermeintlichen Notlage eines angehörigen mehrere zehntausend Euro abgeben. Stattdessen lasse sich beobachten, dass die Menschen, die in diesem Jahr einem Schockanruf zum Opfer gefallen sind, ihr Geld, Schmuck und Wertgegenstände allesamt bereits zu Hause hatten. Das liege unter anderem an Krisen und Unsicherheiten: Die Menschen holen Wertsachen wieder vermehrt ins Haus, anstatt sie einer Bank anzuvertrauen. Das spielt den Betrügern in die Karten.
Die Polizei arbeitet weiter mit Informationskampagnen daran, die Bevölkerung vor Schockanrufen zu schützen. Hier noch ein paar Tipps:
- Übergebt NIEMALS Bargeld oder Wertgegenstände an eurer Wohnadresse oder im öffentlichen Bereich an unbekannte Personen!
- Die Polizei sowie andere Ermittlungsbehörden würden euch NIEMALS am Telefon zur Übergabe von Bargeld oder Wertgegenstände auffordern! Legt sofort auf und kontaktiert den Polizeinotruf „110“! Dann kann die Polizei eine entsprechende Warnung an Banken und Medien verschicken.
- Sprecht mit euren Eltern, Großeltern, Verwandten und Nachbarn über diese Maschen und sensibilisiert sie. Auch durch diese Präventionsmaßnahme kann viel Schaden verhindert werden.
So kann sich ein Schockanruf anhören: Hier ein Originalmitschnitt, den das Polizeipräsidium Oberbayern Süd der BAYERNWELLE zur Verfügung gestellt hat.