01.08.23
Das Internet: Freund und Feind zugleich
Region - Was würden Sie mit 64 Stunden Freizeit die Woche anfangen? Der Postbankstudie zufolge ist das die Durchschnittszeit, welche 16- bis 18-jährige mit dem Surfen im Netz verbringen. Das sind also etwa neun Stunden pro Tag. Zu dem Wieso und den Folgen haben wir uns mit Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Thomas Steinmaurer von der Uni Salzburg unterhalten.
Warum nutzen wir das Internet so gerne und so oft? Grundsätzlich gibt uns das Smartphone mit all seinen Tools das Gefühl, ein integrierter Bestandteil der sozialen Gesellschaft zu sein. Jedoch ist auch eine digitale Nervosität festzustellen. Also ein ständiges Prüfen der Nachrichten beispielsweise. Auch wenn keine neue Nachrichten da sind, existiert ein Dauerimpuls danach, das Postfach zu checken. Die Technologie nutzt also eine menschliche Achillesferse, beispielsweise die nach sozialer Wärme. Der Anteil derjenigen, die in Bus und Bahn nicht auf das Smartphone schauen, sinkt.
Im Zuge des Konsumverhaltens werden auch Tätigkeiten oder Fähigkeiten "ausgesourct": Der Blick auf die Wetteranzeige im Internet wird dem Blick aus dem Fenster vorgezogen. Das Wissen, wo Norden oder Süden ist, spielt eine untergeordnete Rolle. Die Koordination, sei es im Urlaub oder daheim, findet mithilfe von Google Maps statt.
Die Technologien ringen um unsere Aufmerksamkeit. Apps sind oft nach dem Vorbild der Gaming-, Spiel- und Suchtindustrie aufgebaut. Viele kleine bunte Lichtchen, Mikroüberraschungen und ständig neuer Dopaminausschuss (also Glückshormone) halten den Menschen (alias den User) bei der Stange. Nicht zuletzt deswegen sinkt auch die Konzentrationsspanne.
Bei unserer Zeit im Internet sind wird jedoch nicht unbedingt nur Nutzer, sondern auch Arbeiter. Der Nutzer arbeitet für das Internet, indem er seine Daten, Zeit und Aufmerksamkeit herschenkt, ohne Geld dafür zu bekommen. Das Internet ist also nicht für umsonst.
Generell drohen beide Welten, die digitale Welt mit der „realen“ Welt, miteinander zu verweben und sind weniger voneinander zu trennen.
Um auch die positiven Seiten der technologischen Errungenschaften zu genießen, empfiehlt sich ein Selbstmanagement. Eigens eingerichtete Online- und Offline-Zeiten können helfen, zeitgemäß und sozial vernetzt mit allen Vorzügen des Internets zu leben, gleichzeitig aber nicht übermäßig zu konsumieren.