18.02.23
Wenn ein Pferd einen Menschen therapiert
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Chiemgau/Siegsdorf - Pferde und Menschen verbindet oft eine ganz besondere Beziehung. Bei der Arbeit mit behinderten Menschen können Pferde aber noch weit mehr bewirken, als nur Spaß zu machen. Allerdings zahlen die Krankenkassen die sogenannte Hippo-Therapie schon länger nicht mehr. Der gemeinnützige Verein “Pferde helfen Menschen” (Chiemgau) will aber nicht nur reichen Patienten diese Therapieform ermöglichen.
Über zehn Jahre Ausbildungszeit hat Katharina Gimpl hinter sich. Zuerst Kinderpflegerin, dann Heilerziehungspflegerin. Später hat sie dann erfahren, dass ihr Beruf und ihre Leidenschaft für Pferde sehr gut zusammenpassen und hat sich weitergebildet und schließlich noch “tiergestützte” Pädagogik erlernt. Katharina Gimpel bringt also überdurchschnittlich viel Qualifikation mit, um mit Pferden und Menschen zu arbeiten. Ihre Berufserfahrung macht sie sicher: Pferde können sowohl Menschen mit als auch ohne Behinderung wertvolle therapeutische Hilfe leisten. Weil die Krankenkassen allerdings seit dem Jahr 2000 diese besondere Therapie nicht mehr finanzieren, wäre diese Hilfe nur noch für finanziell besser gestellte Menschen erschwinglich.
Deshalb wurde damals der Verein “Reiten für Behinderte” gegründet. Mittlerweile heißt der e.V. “Pferde helfen Menschen”. Nicht nur, weil es nicht nur ums Reiten geht, sondern auch, weil nichtbehinderte Menschen ebenso von der Wirkung der Pferde profitieren können. So wie zum Beispiel die kleine Katharina: Sie hatte nach der Einschulung 2022 Probleme, sich zu konzentrieren. Und ihre Mutter, Heidi Gschwendner, bringt sie deshalb zur inklusiven Reitstunde des Vereins, die mittwochs stattfindet. Die Wirkung auf die Erstklässlerin beschreibt ihre Mutter so: “Sie ist viel ruhiger und entspannter, wenn sie zurückkommt. […] Man erkennt, dass ihr das sehr gut tut, der Umgang mit den Pferden.”. Wunder kann das therapeutische Reiten freilich keine bewirken. Aber oft zählen ja schon kleinste Verbesserungen.
Und auch für Kinder und Erwachsene mit schwerwiegenderen psychischen und körperlichen Problemen und Behinderungen hilft der Verein “Pferde helfen Menschen”. Auch körperlich Behinderte profitieren zum Beispiel bei Spasmen (in der Regel chronische Verkrampfungen). Auch werden nach Möglichkeit selbst Patientinnen und Patienten im Rollstuhl beim Therapeutischen Reiten versorgt. Bei der Hippo-Therapie wird auf ärztliche Anordnung klassische Physiotherapie mit dem Reiten verknüpft. Und auch bei psychologischen Störungen oder Krankheiten werden teils erstaunliche Erfolge erzielt. Denn laut Gimpel schaffen es die Tiere oft sogar bei solchen Patienten, einen Kontakt herzustellen, die ansonsten für konventionelle Therapien mental oder emotional nicht erreichbar sind. Von ADHS-Patienten bis zu Autisten ist unter den Patientinnen und Patienten jeden Alters alles vertreten.
Es ist natürlich auch möglich, den Verein finanziell zu unterstützen. Entweder als Fördermitglied, aktiv oder auch als Spender. Der Zweck ist auf jeden Fall ein guter: Denn die Kinder, die wir gesehen haben, wirkten alle selig beim Umgang mit den Pferden.
Es kommen übrigens praktisch alle gängigen Pferderassen als Therapiepferde infrage. Vom Shetland-Pony bis hin zu den vergleichsweise riesigen Kaltblütern. Auch in dieser Beziehung ist also für jeden etwas dabei.