28.11.18
"Käsemäuse": Eine ganz besondere KiTa
Waging am See - „Schluss mit dem schlechten Gewissen“, hieß es heute Vormittag bei der Eröffnung der Kindertagesstätte „Käsemäuse“ in Waging am See. Denn bei dieser Kindertagesstätte geben die Eltern den Ton an, wann ihre Kinder Betreuung brauchen und wann nicht. Ins Leben rief dieses Konzept die Privatkäserei Bergader, die dadurch ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen ein ganz spezielles Firmen-Angebot zur Verfügung stellen will.
„Die Eltern stellen sich teils auf den Kopf, um ihre Kinder irgendwo unterbringen zu können“, erklärt die geschäftsführende Gesellschafterin von Bergader, Beatrice Kress. Sie leitet Bergader in dritter Generation und stellte innerhalb von drei Jahren ein Konzept auf die Beine, das in Zukunft maßgeblich für die Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit verantwortlich sein wird. Denn die Öffnungszeiten der KiTa richten sich nach den Arbeitszeiten der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Bergader. Zwischen 05.30 Uhr und 22.30 Uhr können die Kinder hier in gute Hände abgegeben werden.
„Die Kinder kommen morgens ungefrühstückt zu uns und starten dann gemeinsam mit einem Frühstück und vielen Gesprächen in den Tag – wie in einer echten Familie“, erklärt die KiTa-Leiterin Monika Hart. Sie kommt aus dem Raum München und habe bereits Erfahrung mit längeren Öffnungszeiten in Betreuungseinrichtungen. So lange wie in der Kindertagesstätte „Käsemäuse“ in Waging seien sie allerdings noch nie gewesen. Wie die, zum Teil Klein-, Kinder mit diesen verhältnismäßig extremen Uhrzeiten zurechtkommen? Laut Monika Hart - sehr gut. Diese Ansicht teilt auch Anja Preuster vom Mütterzentrum Traunstein. „Viele verstehen einfach nicht, dass die Kinder nicht den ganzen Tag in der KiTa sind“, so Preuster. Die einen kämen am Morgen, die anderen am Nachmittag. Je nachdem wie die Eltern Schicht haben. Doch die Stunden, die die Kinder in der KiTa verbringen, seien am Ende des Tages dieselben.
Beatrice Kress strahlt im Menschen- und Kindergewimmel des Eröffnungstages. „Obwohl unser Hauptgeschäft der Käse ist, haben wir uns an das Thema Kinderbetreuung herangewagt.“ Darüber sei sie sehr glücklich. Die Mitarbeiter von Bergader würden bereits so viel Energie in die Arbeit stecken, da wolle das Unternehmen zumindest in Sachen Kinderbetreuung den Eltern unter die Arme greifen. Das habe allerdings nur mit tatkräftiger Unterstützung in Form des Mütterzentrums Traunstein funktioniert. Das Mütterzentrum legt sinnbildlich den pädagogischen Grundstein. Platz für den tatsächlichen Grundstein der Kindertagesstätte kam von Bergader selbst. Der Wunsch war es die Kindertagesstätte direkt auf das Firmengelände zu holen, was letztlich auch gelang. Dafür wurde wirklich jeder verfügbare Quadratzentimeter des Geländes ausgenutzt. Schließlich wollte man die Kinder in Sichtweite ihrer Eltern unterbringen.
In Waging am See ist die Kindertagesstätte „Käsemäuse“ die vierte Betreuungseinrichtung für (Klein-)Kinder. „In den letzten fünf Jahren hat sich das Thema Kinderbetreuung einfach komplett verändert“, sagte Wagings Interims-Bürgermeister Matthias Baderhuber gegenüber der Bayernwelle. Er selbst ist Familienvater, der es sich nicht hätte vorstellen können, seine Kinder bereits in so jungen Jahren herzugeben. „Der Bedarf ist heutzutage aber einfach da“, die Zeiten hätten sich gewaltig geändert. Selbst die ländlichen Gebiete wie Waging würden es stark spüren, dass der Trend zur umfassenden Kleinkindbetreuung immer mehr ansteigt. Deshalb habe die Gemeinde auch nicht gezögert die neue Kindertagesstätte zu unterstützen. Sie trägt einen Teil der Kosten von 1,44 Millionen Euro, genauso wie die Privatkäserei Bergader. Außerdem gibt es für Betreuungseinrichtungen auch Förderungen vom Freistaat. „Ohne die wäre es nicht möglich gewesen“, erklärte Beatrice Kress.
Angelina Kwoczalla
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