03.07.23

BAYERNWELLE checkt Barrierefreiheit
Ruhpolding - Für viele von uns vielleicht weder offensichtlich oder von Belang: Barrierefreiheit. Aber schon mit Kleinigkeiten können wir behinderten oder alten Menschen in unserer Gesellschaft helfen. Welche kleinen, aber entscheidenden Details das sind, hat uns der Behindertenbeauftragte der Gemeinde Ruhpolding verraten. Er selbst sitzt seit 1995 im Rollstuhl, kann seine Arme noch bewegen und weiß, worauf es ankommt. Wir sind mit ihm durch seine Gemeinde Ruhpolding gegangen und haben nachgesehen, wo es dort noch Barrieren gibt.
Relevant ist das Thema allemal: deutschlandweit gibt es circa eineinhalb Millionen Rollstuhlfahrer und knapp acht Millionen Schwerbehinderte. Dazu zählen z.B. auch Blinde. Blinde brauchen für ihre Orientierung u.a. Kanten oder Rillen. So haben beispielsweise die weißen Streifen am Bahnhof vor den Gleisen Rillen, damit auch Blinde wissen, Achtung: ich bin nahe der Schiene. Auch kleine Höhenunterschiede zwischen Gehsteig und Straße dienen als Orientierungspunkte. Barrierefrei gelten solche Kanten allerdings bis zu einer Maximalhöhe von drei Zentimeter. Alles darüber ist für Rollstuhlfahrer nicht passierbar. Für Rollis, wie sie sich selbst bezeichnen, sind niedrige Kanten am besten. Das gilt auch für Senioren mit Rollator.
Generell erleichtern regelmäßige Bordsteinabsenkungen das Leben der Rollstuhlfahrer. Genauso wie Fußgänger, müssen sie auch abseits von Kreuzungen einmal die Straße überqueren, um z.B. in ein Geschäft auf der anderen Seite zu kommen. Im eigenen Heimatort wissen Betroffene eventuell schon, wie sie am besten wohin kommen, kennen die entsprechenden Bordsteinabsenkungen und können vorausplanen. Sind Rollstuhlfahrer jedoch auch mal andernorts unterwegs, müssen sie stets aufmerksam schauen, wie sie am besten von einer Bordsteinabsenkung zur nächsten kommen, um ihr Ziel zu erreichen.
Breite Gehwege sind ebenso besser. Außerdem hilft es Rollstuhlfahrern sehr, wenn Gehwege nicht schief sind und kein Gefälle haben, da sie sonst immer gegenlenken müssen. Wenn im Winter der Schnee von der Straße auf den Gehweg geräumt wird, ist dies ebenso ungünstig.
Schlaglöcher oder Risse im Teer sorgen für ein unangenehmes Rütteln im Rollstuhl und sind ungesund für die Bandscheiben. Mittlerweile werden Kopfsteinpflaster auch eben und glatt verbaut.
Immer mehr Geschäfte haben geringe Türschwellen und sind gut zugänglich. Auf der Suche nach einem Arzt, Apotheken und Co muss dennoch gegebenenfalls immer miteinbezogen werden, ob Rampen oder ein Fahrstuhl dabei sind. Am besten sind natürliche automatische Schiebetüren: Türen, die gedrückt oder gezogen werden müssen, verlangen eine gewisse Fitness.
Beim Restaurantbesuch ist der Gang auf die Toilette nicht immer möglich. Nicht alle Gaststätten haben Behinderten-WCs bzw. teilweise fehlt eine Rampe oder der Aufzug.
Trotz aller Einschränkungen (findet Lorenz Steffl) können Rollstuhlfahrer sehr viele Sportarten ausüben. Und auch im Rollstuhl lohnt es sich, eine gewisse Fitness aufrechtzuerhalten. Der Gang bzw., die Fahrt in den Supermarkt mit dem Rollstuhl ohne Verkehrsmittel ist da schon förderlich. Genauso wie bei einem Uneingeschränkten auch, der nicht mit dem Auto fährt, sondern zu Fuß geht oder das Rad nutzt.