04.04.24
Ein halbes Jahr Dokumentation am Obersalzberg
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Berchtesgaden – Vor knapp einem halben Jahr wurde die Dokumentation am Obersalzberg wiedereröffnet. Wegen zu hoher Auslastung war eine Erweiterung der Ausstellung nötig. Die neue Ausstellung unter dem Titel "Idyll und Verbrechen" hat bereits über 100.000 Besucher angezogen.
Albert Feiber, der stellvertretende Leiter der Dokumentation, hat im BAYERNWELLE-Interview erklärt, dass auch deutlich mehr Einheimische die Einrichtung besuchen.
Die neue Ausstellung geht im Vergleich zur alten weniger auf die Anfänge der NS-Zeit ein, sondern legt den Fokus auf die Rolle des Obersalzbergs. Wie im Titel der Ausstellung zu erkennen ist, möchte die Dokumentation darüber aufklären, dass auch am Obersalzberg menschenverachtende Entscheidungen getroffen wurden, auch wenn die scheinbare Idylle dies nicht vermuten lässt. Hitler verbrachte in diesem Regierungssitz nach Berlin die meiste Zeit seiner Herrschaft.
Albert Speer, Hitlers Architekt für das Dritte Reich, Minister für Bewaffnung und Munition und einer seiner engsten Vertrauten, hat den Obersalzberg nach Kriegsende und seiner Zeit im Gefängnis als reines Feriendomizil Hitlers dargestellt. Dass dort beispielsweise die Anfänge des Euthanasie-Erlasses beschlossen wurden, versuchte er zu vertuschen. Mit diesem Erlass wurden hunderttausende Menschen, die in den Augen der Nazis minderwertig waren, ermordet. Um mit Speers Aussagen aufzuräumen, startet am 12. April 2024 die erste Sonderausstellung der Dokumentation zu Albert Speer.
Laut Feiber sei auch der befürchtete Nazitourismus am Obersalzberg ausgeblieben. In den letzten zwei Jahrzehnten wurden Nazis immer mehr durch die Dokumentation und die vielen Besucher abgeschreckt. Mit der Dokumentation wird ein wichtiger Teil der Aufklärung geleistet, und deshalb ist auch das Berghof-Gelände mittlerweile frei zugänglich. Auch hier ist der Reiz für viele verloren gegangen.