28.09.22
„20x20“-Aktion will mit gutem Beispiel vorangehen
Ainring - Obwohl sie es nicht leicht haben, lassen sie sich zwischen Chiemsee und Königssee nicht unterkriegen: Die Dorfläden. In Ainring geht der „NaturSach“-Dorfladen jetzt mit einer besonderen Aktion an den Start, der auch als Vorbild für andere Dorfläden in der Region dienen könnte.
„Viele Menschen zeigen sich aufgeschlossen gegenüber regionalen Produkten, kaufen wollen sie aber dann doch nicht.“ - Diese Erfahrung hat unter anderem Regina Heudecker-Reiser vom „NaturSach“-Laden in Ainring gemacht. Deshalb hat sie gemeinsam mit ihrer Kollegin ein neues Projekt ins Leben gerufen, um die Menschen in die kleinen Dorfläden zurückzulocken. Das Ziel: 20 Neukunden gewinnen, die bereit sind jede Woche einen 20 Euro-Gutschein zu kaufen. Dieser kann dann beliebig im Dorfladen eingelöst werden, so Regina Heudecker-Reiser im BW-Interview: „Das hat den Hintergrund, dass die Menschen quasi kommen müssen, weil sie das Geld ja schon bereits ausgegeben haben.“ Dies habe jedoch nichts mit, zu gut bairisch, „Leid-Fängerei“ zu tun, so Heudecker-Reiser weiter. Denn im Gegenzug würden die Kunden schließlich hochwertige, regionale Produkte bekommen.
Zusätzlich stelle die Art der Aktion auch eine finanzielle Erleichterung für Dorfläden dar. Wenn sie Ware kaufen, dann geschieht das immer per Vorkasse. Sprich: Es kann nur das ausgegeben werden, was im Vorfeld auch eingenommen wurde. Die Gutscheine funktionieren dadurch letztlich wie ein Vorschuss, der einem kleinen Dorfladen mehr wirtschaftlichen Handlungsspielraum ermögliche. Heudecker-Reiser könne so attraktivere und unterschiedlichere Ware einkaufen.
Die „20 Guade von Dahoam wollen Guads von dahoam“-Aktion soll wiederum eine Laufzeit von einem halben Jahr haben. So könnten sich Einkäufer an das teils unbekannte, regionale Sortiment im „NaturSach“-Laden gewöhnen und echte Kundenbindung entstehen. Somit würden auch Vorurteile abgebaut: Denn nicht immer müsse regionale Ware zwangsläufig teurer oder in seiner Auswahl beschränkt sein. Regina Heudecker-Reiser versteht sich selbst mit dem „Natursach“-Laden in Ainring nämlich als Vollsortimenter, in dem es theoretisch alles zu kaufen gibt. Diese Botschaft will sie auch hinaustragen und die Menschen in der Region möglicherweise zum Umdenken bewegen. Dabei gehe es nicht darum, dass man gar nicht mehr zu den großen Supermarkt-Ketten gehen soll, das schaffe Heudecker-Reiser trotz eigenem Dorfladen auch nicht. „Ich bin auch nur Mensch“, gibt sie zu. Trotzdem hofft sie in Zukunft generell auf mehr Unterstützung von lokalen Produkten mitten aus der Region.